Samstag, 24. Dezember 2016

Rezension: Der Schlot von Andreas Winkelmann

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich auch "Der Schlot" von Andreas Winkelmann vorstellen und Euch meine Meinung zu diesem Thriller präsentieren. Protagonistin ist hier Manuela Sperling, die auch schon zuvor in den Romanen des Autors eine Rolle gespielt hat. Die Vorgänger habe ich (noch) nicht gelesen, kam allerdings auch so mit dem neuesten Werk zurecht. Es handelt hauptsächlich von Menschenhandel und Prostitution und zeigt auf schockierende Art und Weise, wie mit jungen Mädchen "in dieser Branche" umgegangen wird. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal bei Andreas Winkelmann bedanken, denn er hat mir den Thriller zum Rezensieren zur Verfügung gestellt und sogar noch innen unterschrieben.
Cover: Nina Winkelmann
 
Details:
 
  • Taschenbuch: 434 Seiten
  • Verlag: epubli; Auflage: 3 (31. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3741861472
  • ISBN-13: 978-3741861475
  • Preis: 12,99


  • Inhalt:
     
    „Hilf mir ... der Hinkende“
    Das sind die letzten Worte der jungen Kommissarin Manuela Sperling am Telefon.
    An dem Tag, an dem Henry Conroy aus dem Urlaub zurückkehrt, verschwindet seine neue Partnerin spurlos. Wie es scheint, hat sie in seiner Abwesenheit unerlaubt Ermittlungen im äußerst brutalen, gut organisierten Bereich des Menschenhandels angestellt und dabei ein Phantom aufgeschreckt, das hinter vorgehaltener Hand „Der Hinkende“ genannt wird. Niemand hat ihn je gesehen, alle fürchten sie vor ihm und er scheint der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein. Henry beginnt einen verzweifelten Wettlauf um das Leben von Manuela Sperling und muss feststellen, dass er seinem Gegner nicht gewachsen ist.
    Zeitgleich gelingt Elizaveta Radu und Nada Despotovich die Flucht vor ihren Peinigern. Die Menschenhändler setzen alles daran, sie mundtot zu machen, denn beide wissen, wozu der Schlot in der alten Ziegelei genutzt wird.
    Copyright Klappentext & Cover: Andreas Winkelmann / Nina Winkelmann
     
     
    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung finde ich insgesamt in Ordnung, denn der schwarze Hintergrund und die züngelnden roten Flammen passen ganz gut zum Inhalt und man kann sich vorstellen, wie es im Inneren des dunklen Schlots womöglich aussieht.

    Die Geschichte ist wirklich gut konstruiert, denn mehrere Handlungsstränge laufen parallel zueinander, werden zum Ende hin dann aber sinnvoll miteinander verwoben. Auf der einen Seite verfolgt der Leser das Schicksal junger Mädchen, die als Prostituierte gearbeitet haben, nun aber vom "Scout" abgeholt und zu einer heruntergekommenen Ziegeleifabrik gefahren werden. Dort erwartet sie etwas Schockierendes: Der Schlot, in dem sie verbrannt werden sollen, da sie für das "Geschäft" nicht mehr rentabel sind. Eine davon ist Elizaveta. Gemeinsam mit Nada, die beim Ziegeleifabrik-Besitzer Mladen Krasic wohnt und vor drei Jahren mit einem ähnlichen Schicksal zu ihm kam, tritt sie die Flucht an, wird aber vom "Scout" verfolgt. Gerade solche Verfolgungsszenen haben es in sich, sind sehr detailreich geschildert, so dass sich der Leser in die beiden Mädchen hineinversetzen und deren Angst spüren kann. Man fiebert sogar zum Teil regelrecht mit, dass sie entkommen können und in Sicherheit gelangen.  
    Gerade Nada ist ein sehr interessanter Charakter: Sie kam vor mehreren Jahren wegen ihres Bruders unfreiwillig in das Gewerbe und wurde auf grausame Weise von jemandem aus der Branche entstellt. Wer ihr Bruder ist (er kommt auch in der Geschichte vor), werde ich hier natürlich jetzt nicht verraten. Mit ihrer Entstellung kam sie schließlich zum Ziegeleibesitzer Mladen Krasic, der sich um die Beseitigung von Prostituierten kümmert. Bei ihm konnte Nada schließlich unterkommen, da er offenbar einen Gefallen an ihr gefunden hat und sie ein paar Dienste für ihn erledigt. Für Eliza ist Nada während der gesamten Flucht eine wichtige Bezugsperson, da sie selbst nur gebrochen Deutsch spricht und gerade einmal 16 Jahre alt ist. Eliza ist außerdem sehr schreckhaft und verunsichert. Eigentlich hatte sie vor Model zu werden, kam dafür nach Deutschland, um zunächst genug Geld zu verdienen (in einem Altersheim), wurde dann aber in das "schmutzige Business" gedrängt.
     
    Der zweite Handlungsstrang erzählt von Ermittlerin  Manuela Sperling, die offenbar an einem heißen Fall dran ist und in einer Mappe ein brisantes Foto über die illegalen Machenschaften des Menschenhändlerrings / der Prostitutionsbranche hat. An einem Morgen wird sie in einem Waldstück von zwei Männern aus ihrem Auto gelockt und überrascht. Sie wollen die Informationen, die sie hat, um jeden Preis. Auch hier gestaltet sich die Flucht Manuelas durch den Wald sehr actionreich. Letztendlich wird sie jedoch gekriegt und hinterlässt nur ihr Handy und Blutspuren in dem Waldstück. Kurz bevor sie gepackt wird, konnte sie noch einen Notruf an ihren Kollegen Henry Conroy absetzen und von einem mysteriösen Hinkenden berichten. Schließlich gerät sie in dessen Fänge und wird auf brutale Weise gefangen gehalten und von ihm geschändet. Hier zeigt sich Manuelas störrischer Charakter, denn sie ist am Anfang ihrer unfreiwilligen Gefangenschaft sehr impulsiv und ist ihrem Peiniger gegenüber sehr vorlaut und provokant, lässt sich von ihm nicht einschüchtern. Wie der Fall ausgeht, ob sie von Henry Conroy gefunden wird, werde ich jetzt nicht verraten.
     
    Der dritte Handlungsstrang erzählt eben von ihrem Kollegen Henry Conroy, der gerade aus dem Urlaub mit seiner Tochter Lea zurückkehrt und sofort in den Fall um Manuelas Verschwinden gezogen wird. Er setzt alle Hebel in Bewegung und setzt auch seinen Vorgesetzten Sackstedt zunehmend unter Druck, so dass es zwischen den beiden immer öfter zu Reibereien kommt. Schließlich wird auch noch Henrys Partner Jens Jogda tot in Manuelas Zimmer, die in einer Pension lebt, gefunden. Henry nimmt nach und nach die Spur auf, gerät aber auch mit den Brüdern von Manuela aneinander, die sich schnellere Antworten zum Verbleib ihrer Schwester erhoffen und schließlich auf eigene Faust losziehen.
     
     
    Wie man oben bereits aus den kurzen geschilderten Auszügen erkennt, ist die Geschichte mit vielen interessanten und unterschiedlichen Charakteren besetzt. Dies gilt nicht nur für die  Seite der Guten, sondern auch auf Seiten der Bösen. Jeder böse Charakter hat so sein gewisses Etwas.
     
    Der detailreiche Schreibstil trägt zur Spannung wirklich sehr gut bei, denn man kann sich in die Lage der Personen, die vorherrschende Stimmung und das Setting hineinversetzen. Allerdings hatte ich am Anfang ein paar Probleme, in die Geschichte einzufinden, da doch alles etwas sehr verworren war. Das hat sich nach und nach dann aber gelegt und ich konnte die Geschichte zum Schluss locker runterlesen. Was mich persönlich ein bisschen gestört hat, waren die gelegentlichen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Diese treten sicherlich auf, wenn man sein Buch selbst über epubli verlegt und womöglich kein professionelles Lektorat hinter sich hat.
     

    Fazit:

    "Der Schlot" ist ein spannender Thriller zum Thema Prostitution und Menschenhandel, der auf schockierende Art und Weise das Schicksal junger Mädchen beleuchtet, die in der Branche ausgedient haben. Der detailreiche und fesselnde Schreibstil von Winkelmann - gerade in diversen Verfolgungsszenen - sorgt für Nervenkitzel beim Leser, da man sich in die handelnden Personen und deren Schicksal dadurch sehr gut hineinversetzen kann. Generell sind Charaktere- ob gut oder böse- sehr gut ausgearbeitet und viele haben das gewisse Etwas. In der ein oder anderen Szene geht es auch sehr brutal zu, weshalb der Thriller nicht unbedingt etwas für Zartbesaitete ist. Störend sind die gelegentlich auftretenden Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, die eigentlich nicht auftreten sollten.
     
     
    4 / 5 Sterne
     
     
    Vielen Dank nochmal an Andreas Winkelmann für die Bereitstellung eines kostenfreien Leseexemplars. Ich werde definitiv auch noch die Vorgänger mit Manuela Sperling lesen!
     
    Alle weiteren Infos zum Autor und zu "Der Schlot" findet ihr auf dessen Website: http://andreaswinkelmann.com/

    Sonntag, 11. Dezember 2016

    Rezension: 60 Sekunden von James Hankins

    Hallo ihr Lieben!

    Ich melde mich heute mit einer Rezension zum Thriller "60 Sekunden" von James Hankins bei Euch zurück. Das Buch ist definitiv nichts für Leute mit schwachen Nerven. Wieso, weshalb, warum? Das erfahrt ihr weiter unten.

    Cover: Piper
    Details:

  • Taschenbuch: 464 Seiten
  • Verlag: Piper Taschenbuch (4. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3492307876
  • ISBN-13: 978-3492307871
  • Originaltitel: Jack of Spades
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    Das Gesicht oder beide Füße verlieren? Alle Zähne oder ein Ohr? Sich selbst umbringen oder zusehen, wie die eigene Frau erschossen wird? Ein perfider Killer treibt in Boston sein Unwesen. Er stellt seine Opfer vor die Wahl. Sechzig Sekunden haben sie Zeit, sich zwischen zwei Optionen zu entscheiden – eine grausamer als die andere. Detective John Spader ermittelt auf Hochtouren. Doch schon bald gerät er selbst ins Visier des Täters – und das Leben seiner Familie steht auf dem Spiel …
    Copyright Klappentext & Cover: Piper

    Meine eigene Meinung:

    Das Cover von "60 Sekunden" gefällt mir sehr gut, denn ich mag die blutrote Schrift und das Messer das von oben hereinragt. Außerdem heben sich das Messer und einige der Blutstropfen etwas ab, wodurch das Cover nochmals etwas interessanter wirkt.

    Die Geschichte  ist sehr gut geschrieben und wird spannend erzählt. Der Leser verfolgt Detective John Spader dabei, wie er den mysteriösen Fall um einen Serienkiller lösen will. Der Killer geht dabei sehr brutal vor: Für jedes seiner Opfer hält er zwei Auswahlmöglichkeiten bereit. Sie müssen sich innerhalb von 60 Sekunden zwischen zwei Körperteilen entscheiden. Das eine dürfen sie behalten - das andere wird ihnen auf qualvolle Weise entfernt. Antworten die Opfer nicht innerhalb von 60 Sekunden, entfernt er ihnen beide Körperteile, die er zur Auswahl gestellt hat. Schreien seine Opfer vorher, wird er sie töten. Das Skurrile an seiner Vorgehensweise: Er trägt eine stimmverzerrende Kindermaske von "Galaxo", einem Alien-Helden aus einer bekannten Kinderserie, und konnte deshalb bisher nicht identifiziert werden und geht in immer kürzeren Abständen auf die Jagd nach neuen, scheinbar wahllosen Opfern. Gerade diese Szenen, in denen "Galaxo" seine Opfer vor die Wahl stellt, sind für den Leser unfassbar spannend und nervenaufreibend, da man sich schließlich auch die Frage stellt, wie man selbst wählen würde, wenn man in der Lage der Opfer wäre. Zumal die Auswahlmöglichkeiten und die Vorgehensweise wirklich krass sind.
     
    Der ganze Galaxo-Fall konnte mich also von Anfang an komplett in seinen Bann ziehen und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, ob es weitere Opfer gibt. Ich muss aber auch sagen, dass es ab und an ein paar Längen gab und die Ermittlungen am Anfang eher schleppend vorangehen. Sobald aber ein Verdächtiger in Erscheinung tritt und sich John Spader fest vornimmt, diese Spur zu verfolgen, nimmt die Geschichte wieder an Spannung auf. Zumal der Fall immer verzwickter ist und John zunehmend den Druck von seinem Vorgesetzten Struthers zu spüren bekommt.
     
    John Spader habe ich als spannenden Protagonisten wahrgenommen. Die Ehe zu seiner Frau Olivia ist wegen seines Jobs in die Brüche gegangen, aber er liebt sie immer noch. Deshalb beendet er auch die kurze Beziehung, die er mit einer Hannah geführt hat und würde am liebsten wieder zu seiner Ex-Frau zurückkehren, die allerdings einen neuen Freund hat. Die Beziehung zu seinem Sohn David ist sehr schwierig, denn dessen Noten sind dermaßen bergab gegangen, dass Olivia und Spader ihn von der Uni nehmen wollen, was für sehr viel Stress in der Familie sorgt. Beruflich lief es in der Vergangenheit auch nicht rosig für Spader: wegen eines Formfehlers,  an dem er eine Mitschuld trägt, ist sein ehemaliger Freund Oscar Wagner gefeuert worden und der Serienkiller Eddie Rivers kam dadurch wieder frei und tötete kurz darauf zwei weitere Menschen, hält sich seitdem versteckt. Die Öffentlichkeit hat Spader daraufhin verhöhnt und auch einige seiner Kollegen haben sich kurzzeitig von ihm abgewandt. Der Killer, der jetzt am Werk ist, und seine Opfer vor eine grausame Wahl stellt, weist Parallelen zu Rivers auf, doch Spader glaubt nicht daran dass er zurück sein soll und nimmt mit seinem Kollegen Gavin Dunbar und seinem Ermittlerteam stattdessen andere Spuren auf...
     
    Auch wenn die Geschichte bzw. der Fall am Anfang sehr schleppend verläuft und der andere Fall rund um Eddie Rivers immer wieder zum Thema wird, werden die kleinen Spannungslecks mit den Galaxo-Szenen ausgeglichen. Zum Ende hin wird die die Spannung immer größer, denn Spader hat einen wahnsinnigen Verdacht (den ich hier nun aber nicht erläutere, weil es Spannung vorwegnehmen würde) und seine Frau Olivia gerät in die Fänge von Galaxo...
    Besonders gut gefällt mir am Ende, dass alles sehr plausibel erklärt wird und das Motiv von "Galaxo" bzw. dessen Handlungen und die Auswahl seiner Opfer sehr gut nachvollziehbar  gemacht werden.
     
     

    Fazit:

    "60 Sekunden" ist definitiv nichts für schwache Nerven. Der Killer, der hier am Werk ist, stellt seine Opfer vor eine grauenhafte, blutige Wahl, die nichts für Zartbesaitete ist. Gerade die Szenen, in denen der Killer ans Werk geht, gehen unter die Haut und sind sehr nervenaufreibend für den Leser. Existieren am Anfang und zwischenzeitlich kleine Spannungslecks wegen der schleppenden Ermittlungen, fällt das Ende umso spannender aus, denn John Spader muss seine Ex-Frau Olivia aus den Fängen von "Galaxo" befreien, ehe es zu spät. Erscheinen die Opfer am Anfang zunächst willkürlich, kann Spader am Ende eine Verbindung zwischen all den Opfern ausmachen. "Galaxos" Motiv und seine Vorgehensweise erscheinen am Ende plausibel.
     
    4 / 5 Sterne
     
    Vielen Dank an Piper für die Bereitstellung des Leseexemplars.