Montag, 18. Juli 2016

Rezension: Passagier 23 von Sebastian Fitzek

Hallo ihr Lieben!

Heute geht es weiter mit meinem Fitzek-Marathon (um das Warten auf "Das Paket" zu verkürzen) und zwar habe ich heute für Euch meine Rezension zu Passagier 23. Einen ersten Eindruck habe ich Euch ja bereits bei meinen Neuzugängen gegeben und muss sagen, dass ich im Großen und Ganzen wirklich zufrieden bin.
Cover: Droemer Knaur

Details:

  • Taschenbuch: 432 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (29. Oktober 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426510170
  • ISBN-13: 978-3426510179
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    Jedes Jahr verschwinden auf hoher See rund 20 Menschen spurlos von Kreuzfahrtschiffen. Noch nie kam jemand zurück. Bis jetzt ...

    Martin Schwartz, Polizeipsychologe, hat vor fünf Jahren Frau und Sohn verloren. Es geschah während eines Urlaubs auf dem Kreuzfahrtschiff „Sultan of the Seas“ – niemand konnte ihm sagen, was genau geschah. Martin ist seither ein psychisches Wrack und betäubt sich mit Himmelfahrtskommandos als verdeckter Ermittler.
    Mitten in einem Einsatz bekommt er den Anruf einer seltsamen alten Dame, die sich als Thrillerautorin bezeichnet: Er müsse unbedingt an Bord der „Sultan“ kommen, es gebe Beweise dafür, was seiner Familie zugestoßen ist. Nie wieder wollte Martin den Fuß auf ein Schiff setzen – und doch folgt er dem Hinweis und erfährt, dass ein vor Wochen auf der „Sultan“ verschwundenes Mädchen wieder aufgetaucht ist. Mit dem Teddy seines Sohnes im Arm …
    Copyright Inhaltsangabe/ Klappentext & Cover: Droemer Knaur


    Meine eigene Meinung:

    Die Buchgestaltung habe ich ja bereits im Neuzugänge-Post gelobt. Mir gefällt das dunkelgrau-schwarze Cover mit dem Bullauge und dem dahinter tosenden Meer ausgesprochen gut. Es passt zum Titel, zur Story und macht das Setting etwas greifbarer.
     
    Das Setting finde ich ebenfalls richtig gut. Ein Thriller auf einem Kreuzfahrtschiff ist einfach mal etwas  komplett anderes. Leider war ich selber noch nie auf einem so großen Dampfer, fand es aber cool, mal über ein Buch ein Wenig von der Atmosphäre (und den kriminellen Machenschaften an
    Bord!) einzufangen.
     
    Storytechnisch hat mir der Roman auch ziemlich gut gefallen. Er ist (wie alle anderen Fitzek-Romane) sehr spannend geschrieben, ich kam ohne große Mühe in die Geschichte rein und habe Seite für Seite verschlungen. Natürlich habe ich vorab einige Rezensionen gelesen und kann die Kritik, dass der Roman ziemlich unrealistisch sei, bestätigen. Unrealistisch finde ich aber gar nicht so schlimm, denn es ist ja häufig so, dass es in Psycho-Thrillern krasser zugeht als im realen Leben. Letztendlich ist Passagier 23 eben auch ein fiktionaler Roman, was man nicht vergessen sollte. In  der Danksagung gibt Sebastian selbst zu bedenken, dass einige Dinge, die er in seinem Buch aufgreift, auch in der Realität so passieren und er gezielte Recherchen vorgenommen hat. Ich  kann mich über die Geschichte an sich nicht beklagen und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Jedoch ist Passagier 23 im Vergleich zu seinen anderen Romanen (die ich ja fast alle mit 5 Sternen bewertet habe) etwas schwächer und mir fehlt irgendwie das gewisse Etwas, das ich gar nicht genau in Worte fassen kann.
     
    Ist die Spannung am Anfang noch eher mäßig, steigert sich dies besonders ab der Mitte, denn ein Ereignis jagt das nächste. Außerdem werden am Anfang einzelne Handlungsstränge anderer (scheinbar wahllos ausgewählter) Passagiere aufgegriffen, die am Ende aber alle logisch miteinander verknüpft werden. Die Charaktere sind insgesamt eher gewöhnungsbedürftig und wirken teilweise wie aus einem Trash-Film. Martin Schwartz ist ein psychisch labiler Mann, der seine Frau Nadja und seinen Sohn Timmy bei einer Kreuzfahrt verloren hat. Die beiden sind scheinbar freiwillig in den Tod gesprungen, was Martin jedoch nicht glauben will und auch nie verarbeitet hat. Diese Rolle nimmt man ihm durchaus ab, aber dass er sich für eine seiner geheimen Ermittlungen beispielsweise freiwillig HIV-Viren spritzen lässt, weil ihm sein eigenes Leben nichts mehr wert ist, finde ich zu krass. Auch generell fand ich seinen Charakter anfangs eher gewöhnungsbedürftig, konnte aber bis zum Ende doch noch Sympathie für ihn entwickeln.
    Ähnlich überzeichnet fand ich die schrullige Hobby-Detektivin Gerlinde Dobkowitz, die seit geraumer Zeit auf der Sultan lebt, offenbar ein Verbrechen wittert und heimliche Recherchen betreibt. Sie ist bewusst schrullig dargestellt, was für mich aber etwas too-much war. Ich fand sie keineswegs liebenswert und auch nicht witzig.
    Ebenfalls auf dem Schiff sind Julia und Lisa Stiller, Mutter und Tochter. Lisa ist 15 Jahre alt und eine Art Emo.  In einem Online-Forum ist scheinbar ein Video von ihr aufgetaucht, das zeigen soll, wie sie auf einem Strich anschaffen geht. Als ihre Mutter von Lisa's Vertrauenslehrer, mit dem die Mutter übrigens ein Verhältnis hat, erfährt, glaubt sie, dass ihre Tochter einen Selbstmord auf dem Schiff planen könnte.  Warum die beiden Teil der Geschichte sind, hat sich mir am Anfang irgendwie gar nicht erschlossen, da sie für mich nicht zur ursprünglichen Handlung gepasst haben. Letztendlich wurde aber schon eine logische Brücke zum Ende der Geschichte geschlagen.
    Dann wäre da auch noch Anouk Lamar, ein kleines Mädchen das für 8 Wochen von der Sultan verschwunden war, plötzlich aber doch wieder völlig verwahrlost und geschändet aufgetaucht ist. Ihre Mutter Naomi Lamar befindet sich weiterhin in den Fängen eines unbekannten Quälers, was dem Leser in unfassbar spannenden Kapiteln geschildert wird. Martin Schwartz scheint der Einzige zu sein, der nach und nach zu dem hochintelligenten Mädchen durchdringen kann und dem Geheimnis der Sultan (und damit auch Naomi) dadurch ein Stückchen näher kommt. Unterstützt wird er dabei von Elena, einer Schiffsärztin, die mit dem Kapitän Daniel Bonhoeffer liiert ist. Der Kapitän war auch schon auf der Sultan als Timmy und Nadja ums Leben  gekommen sind und der laut Martin einfach zu wenig unternommen hat.
     
    Auch wenn mir manche der Charaktere nicht so gut gefallen haben, fand ich die Geschichte zum Ende hin immer besser, da eine Wendung nach der anderen kommt und die Auflösung wirklich schockierend ist. Man glaubt gerade zu wissen, wer der unbekannte Quäler auf der Sultan ist, welche Motive er (oder sie?) hat, wie er sich organisiert und "seine Opfer" auf das Schiff bekommt, was mit Nadja und Timmy damals passiert ist und dann kommt doch wieder alles anders! Das, was der Leser erfährt, ist wirklich schockierend.
     
    Wieder einmal gelingt es Sebastian Fitzek, nicht nur eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern auch ein wichtiges Thema anzusprechen. In Passagier 23 geht es um Kindesmissbrauch und es wird aufgezeigt, welche krassen Folgen sich daraus ergeben können. Das Motiv des unbekannten Quälers ist sehr einleuchtend, aber natürlich möchte ich nichts weiter verraten, da ich keine Wendungen oder Sonstiges vorwegnehmen möchte.
     

    Fazit: 

    Passagier 23 ist ein sehr spannender Thriller, der vor allem durch das ungewöhnliche Setting und die zahlreichen Wendungen zum Ende hin besticht. Der Schreibstil ist hierbei wieder einmal sehr überzeugend und die immer rasanter werdende Geschichte lässt einen Seite für Seite verschlingen. Das einzige Manko sind die teils trashigen bzw. etwas überzeichneten Charaktere, mit denen man anfangs nur schwer warm wird. Die einzelnen Handlungsstränge der auftauchenden Passagiere wird zum Ende aber logisch miteinander verwoben. Wieder einmal spricht Sebastian Fitzek auf schockierende Art und Weise aber auch ein wichtiges bzw. ein sensibles Thema, in dem Fall Kindesmissbrauch, an. Insgesamt ein überzeugender Roman und ein absolutes Muss für jeden Fitzek-Fan, im Vergleich zu anderen Werken aber ein bisschen schwächer, da irgendwie das gewisse Etwas fehlt bzw. ein absoluter WOW(!)-Effekt ausbleibt.
     
     
    4 / 5 Sterne
     
     
     
     
     
     
     
     

    5 Kommentare:

    1. Hey Peter,

      das klingt schon wieder richtig spannend!
      Eine gelungene Rezension, die Lust macht, das Buch selbst einmal in die Hand zu nehmen :)

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      1. Hallo Laura,

        vielen lieben Dank für dein tolles Feedback!
        Ich freue mich, wenn ich meinen Blog-Lesern neue Lese-Inspirationen liefern kann! :)

        Sonnige Grüße!

        - Peter

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    2. Hallo Peter,

      'Passagier 23' hat mich persönlich jetzt nicht wirklich komplett umgehauen. Ich finde Sebastian hat einfach viele andere Romane, die sehr viel stärker waren (Z.B. Augensammler, Augenjäger,etc.)...
      Passagier 23 ist definitiv nette Unterhaltung für zwischendurch, aber mehr eben auch nicht. Bei den anderen Thrillern von ihm habe ich meistens noch Stunden später gegrübelt oder war total verblüfft. Hier leider nicht.

      lg

      Manu

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      1. Hallo Manu,

        Schade, dass Dich "Passagier 23" nicht komplett überzeugen konnte. Aber in gewisser Weise kann ich Deine Meinung auch nachvollziehen. Augensammler und Augenjäger waren echt nochmal auf einem komplett anderen Niveau!

        Ganz liebe Grüße
        - Peter

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