Mittwoch, 24. Mai 2017

Rezension: Die Flut von Arno Strobel

Hallo ihr Lieben!

Heute habe ich eine Rezension zu "Die Flut" von Arno Strobel für Euch! Mein erster Strobel also - abgesehen von Anonym und Fremd, die er zusammen mit Ursula Poznanski geschrieben hat. Im Großen und Ganzen konnte er mich mit seinem Psychothriller überzeugen, ich denke aber, dass er bestimmt noch etwas Besseres auf Lager hat.

Cover: S. Fischer Verlag
Details:

  • Taschenbuch: 368 Seiten
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 3 (21. Januar 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3596198356
  • ISBN-13: 978-3596198351
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    Es ist NACHT, sie sind am Strand, HILFLOS, ihm AUSGELIEFERT, sie können sich nicht befreien, und dann kommt die FLUT …
    Zwei Pärchen machen Urlaub auf Amrum. In dieser Zeit geschehen grausame Morde. Ein Superintelligenter ist am Werk, um nicht nur den perfekten Mord, sondern die „perfekte Mordserie“ zu begehen. Er entführt Paare und vergräbt nachts bei Ebbe die Frau bis zum Hals im Sand. Den Mann bindet er an einen Pfahl in der Nähe fest, so dass er dabei zusehen muss, wenn seine Frau bei Flut langsam ertrinkt.
    Die beschauliche Insel Amrum hat er sich ausgesucht, weil dort normalerweise nie etwas passiert und ihm die entsprechenden Schlagzeilen sicher sind. Das ist es, was er möchte. Die ganze Welt soll erfahren, wie clever er ist. Und es sieht so aus, als hätte er damit Erfolg …
    Copyright Inhalt & Cover: Fischer Taschenbuch


    Meine eigene Meinung:

    Grundsätzlich mag ich bei Psychothrillern schlichte Cover mit wenigen Details - also auch das von "Die Flut". Der Hintergrund ist schwarz und der blau-grüne Titel hebt sich davon ab. Man sieht nur das Gesicht von einer Frau, das von Licht angestrahlt wird und starr nach oben gerichtet ist, was zur Geschichte passt. Frauen werden dort bis zum Kopf im Sand eingegraben, von einem Unbekannten mit Licht angestrahlt und erleben ihre letzten Sekunden, bis die Flut sie verschlingt. Ihre Partner sind währenddessen an Pfählen festgebunden und können nicht zur Hilfe eilen.
     
    Die Geschichte hat mir von Anfang an gefallen und konnte mich sofort in ihren Bann ziehen. Dazu hat auch der simple Schreibstil beigetragen, der das flüssige und schnelle Lesen möglich gemacht hat. Im Prolog bekommt man einen guten Einblick in die Psyche des Killers: Er ist überdurchschnittlich intelligent und spielte in seiner Kindheit grausame Spiele. Beispielsweise ließ er seine Schwester auf einen Stuhl klettern, legte ihr eine Schlinge um den Hals und ließ sie dann auf Zehenspitzen stehen, um ihre Todesangst zu sehen. Einen Psychiater konnte er nach einer kurzen Therapie davon überzeugen, dass er geheilt ist, aber dem scheint nicht so, denn auf Amrum schlägt er mit neuen Taten zu... Mir haben hier besonders die Kapitel aus seiner Sicht, geschrieben aus der Er/Sie-Perspektive, gefallen, denn er fühlt sich die ganze Zeit überlegen und belächelt die Vorgehensweise der Polizisten. Außerdem ist es spannend, wie er seine neuen Opfer auswählt und was er sich generell von dem ganzen Spielchen erhofft.
     
    Hauptsächlich verfolgt der Leser die Geschichte aus Sicht der beiden Pärchen Michael und Julia sowie Andreas und Martina, die gemeinsam auf Amrum Urlaub machen wollen, sich aber erst seit kurzer Zeit kennen. Michael hat Andreas versprochen, ihm beim Ausbau des Dachbodens auf Amrum zu helfen, weswegen es zum Urlaub kommt. Während Julia und Michael ein sehr glückliches Paar sind, ist bei Andreas und Martina eindeutig die Luft raus. Martina ist die ganze Zeit auf Streit aus und provokant (auch den anderen gegenüber), während ihr Mann sie weitgehend ignoriert und offenbar ein Auge auf Julia geworfen hat.  Als ein erster Mord am Strand von Amrum passiert, sind die beiden Paare mehr oder weniger dazu gezwungen auf der Insel zu bleiben, denn die Brieftasche von Michael lag in der Nähe des Tatorts. Diese hatte er aber wahrscheinlich zuvor bei einem Restaurantbesuch verloren. Polizei-Hauptkommissar Harmsen hat sich allerdings von Anfang an auf Michael als Täter eingeschossen und glaubt nicht an Zufälle, während sein Kollege Jochen Diedrichsen sich eher zurückhält.
     
    Wird die Geschichte noch so spannend und interessant erzählt und auch einige falsche Fährten gelegt (Verhält sich der Nachbar nur merkwürdig oder ist er womöglich der Täter?), bleiben die Charaktere jeweils sehr eindimensional und auch deren Dialoge laufen oftmals auf das Gleiche hinaus, was mich irgendwann sehr genervt hat. Julia sorgt sich ständig um Michael, dem die offensichtlichen Anfeindungen und Verdächtigungen durch Harmsen zu schaffen machen, fühlt sich gleichzeitig von Andreas beobachtet und ist von Martinas ständigem Gestreite genervt. Martina kann ihre ständigen provokanten Äußerungen einfach nicht lassen und sucht eigentlich andauernd Streit. Michael hingegen wirkt oftmals noch ziemlich gefasst, fühlt sich von Harmsen aber scheinbar zunehmend eingeschüchtert. Andreas ignoriert währenddessen die bissigen Kommentare von Martina und nimmt seine neuen Freunde in Schutz. Und auch die beiden Polizisten verhalten eigentlich immer gleich: Harmsen ist ein absoluter Choleriker, der sich von niemandem unterbrechen lässt und auf Höflichkeiten und Manieren keinen Wert legt. Er geht mit seinen Verdächtigungen ganz offen um und kam mit seinen bisherigen Kollegen offenbar nie gut aus (er wird unter anderem "Pitbull" genannt). Sein neuer Kollege Jochen Diedrichsen ist von der Art seines Partners genervt, würde ihm am liebsten öfter die Meinung sagen, stößt aber auf taube Ohren bzw. vermeidet oftmals die Konfrontation. Er würde allerdings sehr gerne verstehen, warum Harmsen so ist.
     
    Bis zum Schluss habe ich wirklich gerätselt, wer denn nun tatsächlich hinter dem Mörder steckt. Verschiedene Inselbewohner haben sich bei mir ständig als Hauptverdächtige abgelöst und auch Martina und Andreas hatte ich öfter im Verdacht. Wer allerdings tatsächlich der Killer ist, blieb für mich bis zuletzt undurchsichtig und die Auflösung hat mir gefallen, da sie sehr schlüssig ist.
     

    Fazit:

    "Die Flut" ist ein spannender Psychothriller, der vor allem durch einen flüssigen Schreibstil und eine fesselnde Geschichte punktet. Besonders die Kapitel, in denen der Killer und die Taten beschrieben werden, sind überzeugend. Bis zur Auflösung war für mich unklar, wer tatsächlich hinter den grausamen Taten steckt. Strobel gelingt es allerdings nicht, den Charakteren die nötige Tiefe zu verleihen. Sie wirken oft sehr eindimensional und auch ihre Dialoge drehen sich fast durchweg im Kreis, was für den Leser irgendwann sehr anstrengend ist (gerade in Bezug auf schwierige Charaktere wie Harmsen und Martina). Gerne werde ich noch weitere Psychothriller von Strobel lesen, denn "Die Flut" hat sich insgesamt doch gelohnt.
     
     
    3,5 von 5 Sterne

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