Samstag, 25. Februar 2017

Rezension: Während du stirbst von Tammy Cohen

Hallo ihr Lieben!

Heute habe ich eine Rezension zu "Während du stirbst" von Tammy Cohen für Euch. Auch wenn der Thriller an Weihnachten spielt und Weihnachten schon längst vorbei ist, dachte ich mir, dass ich das Buch dennoch unbedingt lesen sollte und möchte Euch meine Meinung nicht vorenthalten. Das Buch habe ich schon öfter im Thalia liegen sehen und habe zugeschlagen, nachdem der Booktuber Phils Osophie zunächst sehr positiv darüber gesprochen hat. Letztlich hat es sich für ihn als Flop herausgestellt - für mich aber keineswegs. Wieso, weshalb, warum? Lest selbst!
 
 
Details:
Cover: Blanvalet / Randamhouse
 
  • Taschenbuch: 416 Seiten
  • Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (16. November 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3734102197
  • ISBN-13: 978-3734102196
  • Originaltitel: Dying for Christmas
  • Preis: 9,99
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    Inhalt:
     
     
    "Sehr wahrscheinlich werde ich TOT sein, bevor Sie das hier zu Ende gelesen haben."


    Drei Dinge gibt es über Jessica Gold zu wissen: Sie ist neunundzwanzig Jahre alt, sie hat eine Knopfphobie, und sie wurde entführt. Von einem Fremden, der sie zwölf Tage lang in seiner Wohnung gefangen hält, sie mit perfiden Grausamkeiten quält, sie angekettet in einer Hundehütte am Fuß seines Bettes schlafen lässt. Und jeden Tag überreicht er seinem Opfer ein Geschenk – eines grausamer als das letzte –, bis Jessica am zwölften Tag sicher weiß: Der Mann wird sie töten. Doch Jessica hat ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt …
    Copyright Klappentext & Cover: Blanvalet
     
     
     
    Meine eigene Meinung:
     
    Die Covergestaltung finde ich alles in allem sehr ansprechend, denn sie passt zur Geschichte. Jessica bekommt von dem Mann, der sie gefangen hält, jeden Tag ein Geschenk überreicht. Daher finde ich es gut, dass man das Cover ganz in schwarz gehalten hat und mit einer ebenso schwarzen Schleife versehen hat. Dadurch strahlt das Buch etwas Düsteres aus und man bekommt Lust, "das Geschenk" zu öffnen und den Inhalt zu verschlingen.
     
    Die Geschichte hat mich von Anfang an in den Bann gezogen, denn der Leser fühlt sich zu Beginn direkt von der Protagonistin Jessica angesprochen: "Es kann gut sein, dass ich schon tot bin, wenn Sie das hier zu Ende gelesen haben" - so lautet der erste Satz. Von da an wollte ich unbedingt wissen, was dieser Figur Schreckliches widerfährt und wie es am Ende wirklich für sie ausgeht.
    So trifft Jessica nach ihrem Weihnachtsshopping am 24. Dezember in einem Café auf einen Unbekannten, der sich ihr als Dominic Lacey vorstellt. Obwohl die Protagonistin einen Freund - Travis - hat, entschließt sie sich zu dem Unbekannten ins Auto zu steigen und mit ihm in seine Wohnung zu fahren, um sich noch einen Drink zu genehmigen. Doch dort angekommen, wird ihr die Sache doch zu heikel und sie möchte gehen. Doch Dominic hat ganz andere Pläne: Er schließt die Tür ab, lässt Jessica nicht gehen und will sie bis zum 6. Januar bei sich behalten. Er will an den Weihnachtsfeiertagen nicht alleine sein und möchte, dass sie sich beide dem anderen gegenüber komplett offenbaren. Dies tut er, indem er ihr jeden Tag ein Geschenk gibt, einen Gegenstand aus seiner Vergangenheit, und eine Anekdote aus seiner tragischen Kindheit und Jugend erzählt. Hier habe ich mir insgeheim erhofft, dass die Geschenke noch spannender bzw. erschreckender sind, als es dann am Ende tatsächlich der Fall war. Zudem finde ich, dass sich der Part, bis alle Geschenke verteilt sind, etwas gezogen hat und auch keine richtigen Überraschungen beinhaltet hat.  Jessica wird zum Ende hin bewusst, dass sie dort womöglich nicht mehr lebend raus kommt (Dominic hatte zuvor schon zwei Frauen und einen Sohn; die eine Frau hat sich und den Sohn umgebracht, die andere Frau scheint er umgebracht zu haben). Aber noch viel schlimmer: Während ihres Aufenthalts wird sie immer wieder erniedrigt - Sie muss Fleisch essen, obwohl sie Vegetarierin ist; Sie wird ständig angekettet und muss im Schlafzimmer in einer Hundehütte schlafen; ihr wird unfreiwillig ein Tattoo verpasst und er sieht ihr zu, wenn sie auf Toilette muss.
     
    Das Besondere an der Situation ist für den Leser das Wechselspiel zwischen den beiden, das immer wieder für Spannung sorgt. Einerseits ist der Leser gespannt, welches Geschenk Jessica am nächsten Tag erwartet und welche kranke Geschichte von Dominic sich dahinter verbirgt, andererseits ist man gespannt, wie er sie an diesem Tag behandeln wird. Ist er mit ihr nicht zufrieden, wird sie auf eine perfide Art gequält. Die Art ist gar nicht mal immer so krass, beeinträchtigt eine Person psychisch zum Teil aber sicherlich enorm. Auf der anderen Seite versucht er aber auch liebevoll mit ihr umzugehen und spricht sie immer wieder mit Kosenamen an, während sie beim förmlichen  "Sie" bleibt. Natürlich wird Jessica ab und an auch leichtsinnig und versucht zu fliehen, was ihm nicht entgeht und wofür sie dann immer wieder büßen muss. Jessica geht es außerdem von Tag zu Tag schlechter: ihr fallen ihre Haare aus, sie bekommt einen heftigen Hautausschlag und ihre Nägel fallen einfach ab. Wie und ob es für die Protagonistin gut ausgeht, will ich an dieser Stelle gar nicht verraten, allerdings kommt im zweiten Teil des Buches wirklich alles komplett anders. Diese Wendung war absolut unvorhersehbar. Von diesem Punkt an passiert insgesamt nicht mehr viel, aber dem Leser wird nach und nach offenbart, welche Rolle Jessica wirklich spielt und was sich wirklich alles zugetragen hat. Mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Insgesamt würde ich aber nicht sagen, dass der Teil weniger spannend ist, denn alles erscheint plötzlich in einem anderen Licht und auch am Ende gibt es noch Überraschungen.
     
    Gut gefallen hat mir auch, dass Jessica als Figur zunächst für den Leser nicht gänzlich greifbar ist (obwohl die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird), da das auch zu ihrer Beschreibung passt. Sie ist ein verschlossener Mensch, der eigentlich keine richtigen sozialen Kontakte hat. Auch die Beziehung zu ihrem Freund läuft schlecht und man merkt, dass sie sich selbst eigentlich darüber im Klaren ist, dass sie nichts für ihn empfindet. Zu ihrer Familie hat sie insgesamt auch ein merkwürdiges Verhältnis, denn von ihren Geschwistern und Eltern wird sie immer nur als "seltsam" beschrieben und hat sogar Sitzungen bei einer Psychotherapeutin geschenkt bekommen. Immer wieder wird davon berichtet, dass sie ab und an Aussetzer hat und manchmal nicht ganz anwesend ist (manche dieser Ereignisse machen hinterher aber sogar Sinn!). Auch scheint sie des Öfteren irgendwelche vermeintlichen Stimmen zu hören.
    Neben den beiden Protagonisten gibt es auch noch eine dritte Hauptfigur: Polizistin Kim. Der Polizisten-Aspekt ist hier wiederum etwas klischeehaft dargestellt. Welcher Polizist hat eigentlich keine privaten Probleme? Die Polizistin steht kurz vor dem Ehe-Aus, ihr Mann will, dass sie sich entscheidet: Beförderung/Job oder Familie? Die Mutter von zwei Kindern hat mit dieser Entscheidung zunächst zu kämpfen, stürzt sich aber selbst an Weihnachten lieber in die Arbeit, als bei ihrer Familie zu sein. Als ihr Mann schließlich will, dass sie auszieht, freut sie sich sogar über die Zeit, die sie nun mehr in ihre Arbeit investieren kann. Ob sich ihre Einstellung zum Ende hin ändert, lasse ich an dieser Stelle offen. Zu ihr lässt sich außerdem sagen, dass sie sehr clever an den Jessica-Gold-Fall rangeht und auch ein bisschen kritisch denkt, was im Endeffekt genau richtig ist.
     
     

    Fazit:

    Tammy Cohen versteht es, den Leser zunächst an der Nase herumzuführen. "Während du stirbst" ist ein spannender, wendungsreicher Thriller, der in der zweiten Hälfte noch einmal für ordentliche Überraschungen sorgt. Diese lassen die Geschichte letztlich in einem anderen Licht dastehen, wie man es zuvor nicht erwartet hat. Die erste Hälfte lebt vor allem vom perfiden Wechselspiel zwischen Jessica und Dominic, das der Leser gespannt verfolgt. Beide Charaktere - mit ihren Eigenarten und Geschichten - sind sehr gut ausgearbeitet, wenn auch - sicherlich mit Absicht - nicht immer greifbar. Auch wenn in der zweiten Hälfte grundsätzlich handlungstechnisch weniger passiert, ist diese nichtsdestotrotz mindestens genauso spannend.  Die Geschichte rund um Protagonistin Kim hingegen wirkt etwas klischeehaft (Warum hat immer jeder Polizist private Probleme?) und konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Auch habe ich mir insgeheim erhofft, dass die Geschenke, die Jessica bekommt, erschreckender sein werden und der Part, bis alle Geschenke verteilt sind, noch mehr Überraschungen bzw. Abwechslung beinhaltet.
     
    3,5 von 5 Sterne
     
     
     

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