Samstag, 16. März 2013

Der gute Mensch von Sezuan - Ein modernes Drama von Bertolt Brecht


Nachdem wir im Deutsch-Unterricht in diesem Schuljahr schon eine Lektüre durchgearbeitet hatten , blieb uns eine Zweite nicht erspart. Dieses mal stand ein 'modernes' Drama auf dem Programm : 'Der gute Mensch von Sezuan' von Bertolt Brecht.
Es ist immer faszinierend zu sehen, wie wenige Schüler bis zur Klausur ihre Bücher durchgearbeitet haben. Zugegeben, ich hatte bei der Idee ein weiteres Drama (nach Creeps und Andorra) zu lesen auch nicht sonderlich viel Lust, habe es trotzdem getan und als ich das Buch zuklappte, hatte ich lauter Fragezeichen im Kopf, da ich nicht wusste, was mir dieses Drama denn nun sagen wolle.
Aber alles halb so wild, manchmal lohnt es sich wirklich sich über Bücher zu reden und das auch im Unterrichtsgeschehen und schnell hatte sich auch mir die Problematik offenbart!
Viel Spaß beim Lesen meiner Rezension.

Fakten: 
  • Taschenbuch: 224 Seiten
  • Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 8 (28. Juli 2003)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3518188259
  • ISBN-13: 978-3518188255
  • Preis:  6,00
Inhalt (selbst formuliert):

In dem Drama geht es um drei Götter, welche auf die Erde kommen, um wenigstens einen guten Menschen ausfindig machen zu können. Als sie diesen in der Prostetuierten Shen Te entdecken und ihr Geld zahlen, um ihr Gutsein zu gewährleisten (Sie meinen, dass sie ihr ja Geld für die Unterkunft zahlen könnten) , beginnt für diese eine Verwandlung in Shui Ta, um ihre Existenz in der kapitlistischen, egoistischen und rücksichtslosen Gesellschaft von Sezuan sichern zu können.

Meine Meinung: 

Trotz anfänglicher Probleme, was die Aussage betrifft, muss ich sagen, dass ich das Drama wirklich in Ordnung fand, da es sich auch auf die heutige Gesellschaft übertragen lässt. Denn Brecht stellt sich doch die Frage, wie man in einer kapitalistischen Gesellschaft gut sein könne.
Ist es nicht heute auch so?: Wer am längeren Hebel sitzt, hat es gut. Wer die Ellenbogen ausfährt, hat gute Chancen, etwas zu werden. Wer sich egoistisch und rücksichtlos verhält, schafft Erfolg für sich.
Gerade diese Allgemeingültigkeit dieses Dramas hat mir besonders gefallen, da es sich auf die verschiedensten Länder und Zeiten übertragen lässt.

Außerdem hat mir die Schilderung der Charaktere sehr gut gefallen. Nachdem Shen Te durch das Geld der Götter endlich dabei ist, sich in Form eines Tabakladens eine Existenz aufzubauen, kommen viele Leute zu ihr, fordern Geld, Essen oder Unterkunft. Beispielsweise Die Shin kommt , um bei Shen Te Reis für sich und ihre Kinder zu erschnorren und Geld zu 'leihen'. Als schließlich ein altes Ehepaar und deren Neffe Unterkunft bei Shen Te einfordern wollen, kommen von der Shin höhnische Sprüche. Sie gönnt also niemand anderem etwas. Ebenso als ein Arbeitsloser Shen Te's Laden betritt und nach einer Zigarrette schnorrt , kommt von der Shin ein 'Das ist stark , Tabak zu betteln'. Shen Te ist aber so gütig und gibt ihm eine Zigarrette,woraufhin der Arbeitslose den Laden verlässt und gleich die Spekulationen der anderen beginnen, ob dieser nicht noch Geld in seiner Tasche gehabt hätte. Hiermit erschafft Brecht also ein sehr scharfes Charakterbild. Obwohl die Unterschicht eigentlich zusammenhalten sollte, da sie ja im Kontrast zur Oberschicht deutlich benachteiligt ist, gönnen sie sich untereinander einfach nichts, verhalten sie komplett egoistisch und rücksichtslos.

Auf der einen Seite steht die gutmütige Shen Te und auf der anderen Seite die rücksichtslose, egoistische Unterschicht Sezuans, die immer nur fordert, aber nichts zurück gibt. Wie ist es also auf Dauer möglich gut zu sein und seine Existenz nicht zu gefährden?

Mit der Einführung des Shui Ta (angeblicher Vetter Shen Te's, dabei aber Shen Te in Verkleidung) soll dieser skrupellosen Ausbeutung ein Ende bereitet werden. Ein knallharter Geschäftsmann ('Ein Mann wie ein Messer') , der endlich durchgreift und versucht das bestmögliche rauszuschlagen. Anfangs wird Shen te immer nur zu Shui Ta, wenn kurzzeitig ein Problem auftritt und dieses gelöst werden muss, hinterher verwandelt sie sich komplett in ihn.

Generell muss ich sagen, dass mir die sehr unterschiedlichen Figuren sehr gut gefallen haben und auch der Kontrast zwischen Gut und Böse hat einem vor Augen geführt, wie schwer es eigentlich ist in einer kapitalistischen, bösen Welt sein Gutsein bei zu behalten, da dies so gut wie unmöglich ist. Dies zeigt ja auch die nötige Verwandlung Shen Tes in Shui Ta.

Der Schreibstil mag nicht jedermanns Geschmack sein, da er eben doch an einigen Stellen etwas altertümlich ist, am Rand aber auch zum Großteil erklärt wird. Mir fiel es generell nicht schwer, den Inhalt zu verstehen, da man eigentlich alles auch so weit aus dem Kontext erschließen konnte.

FAZIT:

Eine der Schullektüren, die auf jeden Fall positiver ausfällt. Eine Problematik, die sich auch auf das heutige Zeitalter übertragen lässt, sorgt beim Leser für nachdenkliche Momente und auch die scharfe Charakterzeichnung Brechts' lässt den Leser über sein eigenes Verhalten nachdenklich werden. Schreibstil könnte dem ein oder anderen nicht ganz so gut gefallen, aber alles in allem dürfte der Inhalt verständlich sein. Alter Stoff kann eben manchmal doch brandaktuell sein.

Sterne: 4 / 5


Interessenten des Dramas sollten sich einfach mal HIER umsehen.

Copyright Cover: Suhrkamp Verlag

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